Ich vergehe vor Ungewissheit







Ich kenn dich nicht und ich kenn dich. Papa und Jörg sprechen nicht viel von dir. Wenn sie von dir sprechen, klingen die Geschichten wie eine andere Familie. Die Familie vor unserer. Man merkt den beiden an, wie sehr sie unter dir gelitten haben. Aber wer warst du? Im Krieg, gefangen, vom Tod umgegeben, auch Zuhause. Löwenbabys für die Kinder und vor dem schönen Auto stehen. Alle hatten Angst vor dir, in deinen letzten Jahren. Alkohol und Wut und deine Söhne? Einsam, ein wenig verloren und immer noch viel Arbeit mit dir, Opa Höxter.

Mit 30 merke ich, wie wenig ich weiß. Habe die Verbindung zwischen Geschichte und Geschichten übersehen und frage mich, was noch alles nicht gesehen wurde? Stoße auf Schweigen, Scham, Vergessen, auf Verdrängung und Konfrontation.

»Ich vergehe vor Ungewissheit« untersucht die Vergangenheit der Familie von Antine Karla Yzer wahrend des Zweiten Weltkriegs. Welche Bedeutung hat das Familiengedächtniss für die Aufarbeitung der deutschen Kriegsvergangenheit, Ausübung und Erfahrung von Gewalt und den daraus entstehenden Bewältigungsmechanismen. Was sind die Grenzen und Möglichkeiten bei der Erinnerungsvermittlung innerhalb der Familie?

In Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus und des deutschen Regimes.